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Der FeG-Gesprächsprozess

Liebe Gemeindeleitungen, Pastorinnen und Pastoren,

Mitarbeitende und Mitglieder in Freien evangelischen Gemeinden,

die FeG-Bundesleitung hat einen Gesprächsprozess durchgeführt und die Ergebnisse beim Bundestag 2022 in Solingen vorgelegt. Der Gesamtprozess – der schon seit 2019 läuft – trägt die Überschrift: „Geistliche Gemeinschaft für mehr lebendige Gemeinden“. Anlass dafür ist die Beobachtung, dass wir in einem größer werdenden Bund inmitten einer pluralen Gesellschaft und pointierter, manchmal polarisierender Debatten klären müssen, mit welcher Vielfalt wir Gemeinden bauen und in welchem Verhältnis zueinander Vielfalt und Einheit stehen.

Elemente FeG-Gesprächsprozesses

Der FeG-Gesprächsprozess hat die zugespitzte Fragestellung – nämlich, wie wir als Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG), als Dienst- und Lebensgemeinschaft selbstständiger Gemeinden in Einheit und Vielfalt mit Homosexualität[1] umgehen können.

  • Gesprächsvorlage mit der Möglichkeit zur Rückmeldung zu dem Text und dem Entwurf der Leitlinien über ein Online-Formular, das inzwischen geschlossen ist. Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer!
  • Fünf Regionaltage mit Gesprächs- und Rückmeldemöglichkeiten sowie Stimungsbildern haben im April bis Juni 2023 stattgefunden. Danke für alle intensive Beteiligung!
  • Danke auch für alle persönlichen und schriftlichen Rückmeldungen!
  • Zum FeG-Bundestag am 23. September 2023 veröffentlicht die FeG-Bundesleitung ein Schreiben, das im Bundestagsberichtsheft zugänglich sein wird.
  • Weitere Infos folgen …

Die Steuerungsgruppe des FeG-Gesprächsprozesses:

  • Ansgar Hörsting | Präses des Bundes FeG
  • Henrik Otto | FeG-Bundessekretär Region Süd
  • Artur Wiebe | Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bund FeG

 

[1] Uns ist bewusst, dass es dabei immer um Menschen geht und nicht nur um ein Thema. Wir bleiben jedoch bei dieser Formulierung, um die Diskussion nicht zu sehr zu personalisieren.

1. Was ist die Vision?

Die Vision ist, dass wir viele lebendige Gemeinden in Deutschland sind. Denn lebendige Gemeinden sind Ausdruck des Reiches Gottes, die das Evangelium, das Gott uns geschenkt hat, weitergeben. Lebendige Gemeinden verherrlichen Jesus, sie haben in ihm und seinem Wort ein festes Fundament. Sein Leben, sein Tod, seine Auferstehung, seine Wiederkunft sind die Grundlagen unseres Lebens. Und als Gemeinden wollen wir, dass Menschen von der Liebe Gottes genauso erfahren und ergriffen werden wie wir. Wir verkündigen Jesus und lieben Menschen. Solche Gemeinden sind wunderbar. Und alle Gespräche haben gezeigt, dass viele diese Vision im Bund FeG teilen. Der tiefere Grund dafür liegt darin, dass Jesus uns eint und er diese Liebe für die Menschen hat.

Im Zusammenhang unserer Fragestellung ist unsere Vision, dass eben auch Menschen, die homosexuell empfinden, und auch die, die in homosexuellen Beziehungen leben, das Evangelium von Jesus Christus erfassen, und von ihm gerettet werden. Wir sind sicher, dass alle im Bund FeG diese Vision letztlich teilen. Das Evangelium hat für alle Menschen eine Relevanz oder für keinen. Denn, wenn es Gott ist, mit dem wir es da zu tun haben, dann ist er für jeden da und für jede Lebenssituation von entscheidender Bedeutung. Die Frage ist „nur“, was Gottes Gegenwart in unserem Leben konkret bedeutet.

2. Wie lautet die genaue Fragestellung?

Die genaue Fragestellung haben wir schon erwähnt: „Wie können wir als Bund FeG, als Bund selbstständiger Gemeinden in Einheit und Vielfalt mit Homosexualität umgehen?“ Dieser Frage zugeordnet sind andere Fragen. Einige haben wir als Bundesleitung schon in den Prozess eingebracht:

  • Wie kann Ethik (Lebensführung) aus dem Evangelium heraus verstanden werden?
    In welchem Verhältnis stehen Rechtfertigung durch den Glauben an Jesus Christus und unser Lebensvollzug zueinander?
  • Wie verstehen wir die Bibel als Gottes Wort und wie legen wir sie aus?
  • Wie kommen wir zu einer gemeinsam akzeptierten ethischen Urteilsbildung?
    Wie verbindlich sind die Ergebnisse einer gemeinsamen ethischen Urteilsbildung für jede und jeden? Wo müssen wir lernen, die Vielfalt auszuhalten?
  • Wie bewerten wir aus biblischer Perspektive gelebte Homosexualität (und ggf. auch andere Formen sexueller Identität) und kann es uns gelingen, einander zu verstehen?

Wir werden all diese Fragen nicht so umfassend besprechen können, wie wir es täten, wenn wir immer nur eine Frage vor uns liegen hätten. Wir werden sie alle unter dem Blickwinkel der uns leitenden Frage betrachten, wie wir als Bund FeG, als Bund selbstständiger Gemeinden in Einheit und Vielfalt mit Homosexualität umgehen können und sollen.

Es geht also in diesem Prozess nicht nur darum, was jeder Einzelne denkt oder was in einzelnen Ortsgemeinden gedacht und praktiziert wird. Es geht nun darum, was wir als Bund FeG, also als eine Lebens- und Dienstgemeinschaft selbstständiger Gemeinden tun oder nicht tun wollen. Deswegen steht hier „in Einheit und Vielfalt“. Das gilt es auszubalancieren. Das FeG-Modell, das wir vorgestellt haben, hilft dabei, die Balance zu halten und nicht in eine Richtung aufzulösen. Was muss gemeinsam, was auch in Eigenständigkeit entschieden werden? Und dies wollen wir nun nicht auf allgemeiner Ebene für alle Fragen angehen, sondern im besonderen Hinblick auf Homosexualität. Uns ist dabei bewusst, dass es noch viele andere Themen im Bereich der sexuellen Identität gibt. Aber wir wollen uns nicht überfordern, sondern lieber an einer Stelle so miteinander unterwegs sein, dass es uns auch bei anderen Fragen helfen kann.

Wir werden oft gefragt: Warum stellt ihr diese ethische Frage so heraus? Es gibt so viele andere ethische Fragen, brennende Themen unseres Lebens wie Klimaschutz oder Waffenlieferungen an die Ukraine, warum nun also diese Frage?

3. Warum ist es notwendig?

Ja, die erwähnten Fragen und viele andere sind sehr wichtig und notwendig. Wir sollen uns mit ihnen und dem Versuch, Antworten von Jesus her zu finden, befassen. Es geschieht auch überall, und das ist gut so. Und ja, dabei wird es immer auch eine Vielzahl von Antworten geben, die wir nebeneinander stehen lassen müssen.

Jedoch bei dieser speziellen Frage nach Homosexualität beschäftigt uns – und das haben die vielen Gespräche gezeigt – die Frage nach Einheit und Vielfalt mehr. Das macht es notwendig, einen gemeinsamen Prozess zu gestalten. Denn wenn in Gemeinde X homosexuell lebende Paare in die Gemeinde aufgenommen und getauft werden, wenn sie an Jesus Christus glauben, in der Gemeinde Y aber so etwas undenkbar ist, dann entsteht eine Spannung, die eine Lebens- und Dienstgemeinschaft zumindest hinterfragt und auf jeden Fall angesprochen werden muss.

Aber es geht ja noch weiter und wird in Zukunft eine Rolle spielen, wenn wir es nicht klären: Wenn in Gemeinde A ein Pastor/eine Pastorin angestellt ist, der/die in einer homosexuellen Partnerschaft lebt oder homosexuelle Paare getraut werden, und in Gemeinde B ein solches Verhalten als inakzeptable Sünde angesehen wird, ist es schwer vorstellbar, wie diese Gemeinden in einer Lebens- und Dienstgemeinschaft stehen können.

Deswegen erscheint es uns notwendig, hier als Bund FeG eine Klärung herbeizuführen. Denn tun wir es nicht, werden die Spannungen unausgesprochen aufgebaut und irgendwann explodieren oder zu einer stillschweigenden Entfremdung führen. Der Bund Freier evangelischer Gemeinden ist nicht nur ein loses, unverbindliches Netzwerk, sondern auch Ausdruck des Leibes Christi. Der Bund ist – so steht es in der Präambel zur Verfassung des Bundes FeG – bei aller Vielgestaltigkeit selbstständiger Gemeinden, „Lebens- und Dienstgemeinschaft“ und somit „Geschenk und Verpflichtung“ zugleich. Der Bund FeG ist Gemeinschaft, da braucht es manchmal Klärungen, wie auch immer sie aussehen. Das macht den Prozess notwendig.

4. Was ist das genaue Ziel?

Das genaue Ziel ist, Leitlinien zu formulieren, die diese Fragestellung beantworten. Wir erwarten eine mehrfache Wirkung, die sich daraus ergibt. Die erwartete Wirkung ist,

  • dass sie für die Bundesgemeinschaft den uns verbindenden Konsens beschreiben und
  • dass sie für die Gemeinden prägende Wirkung haben, wie auch bei anderen Texten. D. h.:
    • Wir gehen von der Zustimmung der allermeisten Gemeinden aus, sonst wären die Leitlinien ja kein Konsens.
    • Wir wünschen uns eine möglichst große Kongruenz und müssen mit Abweichungen im Einzelfall leben.

Wir erwarten einen Klärungsprozess, der uns hilft, unsere Kraft in Menschen zu investieren, unsere Kraft in die Gestaltung von lebendigen Gemeinden zu investieren, in der Welt wie sie ist. Darunter wollen wir es nicht machen.

Spielregeln für ein gutes Miteinander

Werteorientiert in unserer FeG-Bundesgemeinschaft

  1. Wir glauben das Beste voneinander und wissen uns dem einen HERRN verpflichtet.
  2. Wir sehen Meinungsunterschiede, Konflikte und Auswertungsgespräche als natürlich an und stellen uns ihnen konstruktiv.
  3. Wir versuchen die Argumente des anderen zu verstehen, hören zu und orientieren uns in Diskussionen an den besten Argumenten zur Sache und sind bereit, unsere eigene Meinung zu hinterfragen.
  4. Wir bemühen uns zu entdecken, was das Beste für die Bundesgemeinschaft ist und nicht für uns oder Interessengruppen.
  5. Wir respektieren vorhandene Strukturen und Leitungen.
  6. Wir investieren uns konstruktiv, positiv in die Bundesgemeinschaft und wahren das Miteinander.
  7. Zu gemeinsam entschiedenen Beschlüssen, auch mehrheitlichen Entscheidungen in Gremien, verhalten wir uns loyal.
  8. Wir beten füreinander.

Service | Ressourcen | Literatur

MIT SPANNUNGEN UMGEHEN

  • Zur Homosexualität in Freien evangelischen Gemeinden.
  • Teil I: Wegweisende Empfehlung – Orientierungshilfe der Erweiterten Bundesleitung im Bund FeG | 2019
  • Teil II: Wegweisende Empfehlung – Leitlinien der Erweiterten Bundesleitung im Bund FeG | 2023
Download wegweisende Empfehlung

Literaturhinweise der Orientierungshilfe ``Mit Spannungen umgehen. Zur Homosexualität in Freien evangelischen Gemeinden.`` | 2019

  • Barkhaus, Annette, Identität, Leiblichkeit, Normativität. Neue Horizonte anthropologischen Denkens, Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1247, Frankfurt a. M. 1996.
  • Dannecker, Martin, Sexualwissenschaftliches Gutachten zur Homosexualität, in: Basedow, Jürgen u. a. (Hg.), Die Rechtsstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften, Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht 70, Tübingen 2000, S. 335–350.
  • Eibach, Ulrich, Homosexualität und Kirche, in: ThBeitr 25, 1994, S. 192–211.
    Haacker, Klaus, Exegetische Gesichtspunkte zum Thema Homosexualität. Stellungnahme zum Arbeitspapier „Homosexuelle Liebe“ für rheinische Gemeinden und Kirchenkreise, in: ThBeitr 25, 1994, S. 173–180.
  • Haacker, Klaus, Der Brief des Paulus an die Römer, erneut verbesserte und erweiterte Aufl., ThHK 6, Leipzig 2012.
  • Härle, Wilfried, Dogmatik, vierte, überarbeitete Aufl., Berlin/Boston 2012.
  • Härle, Wilfried, Ethik, Berlin/New York 2011.
  • Hempelmann, Heinzpeter, Kirche und Homosexualität. Sieben Perspektiven, in: ThBeitr 25, 1994, S. 181–191.
  • Hempelmann, Heinzpeter, Ohne Spannungen leben! Das eindeutige Ja der Orientierungshilfe der EKD zur ethischen und theologischen Legitimität homosexueller Praxis, in: ThBeitr 28, 1997, S. 296–304.
  • Hempelmann, Heinzpeter, Liebt Gott Schwule und Lesben? Gesichtspunkte für die Diskussion über Bibel und Homosexualität, Wuppertal 2001.
  • Hinck, Valeria, Streitfall Liebe. Biblische Plädoyers wider die Ausgrenzung homosexueller Menschen, zweite, überarbeitete und ergänzte Aufl., Dortmund 2012.
  • Homosexualität im Spannungsfeld von Gesellschaft und Gemeinde. Stellungnahme der Bundesleitung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Witten 2004.
  • Iff, Markus, Menschsein und Sexualität – systematisch-theologische Reflexionen und Perspektiven, in: Review of Ecumenical Studies (res), Sibiu 8, 2016, S. 334–357.
  • Joest, Wilfried/Lüpke, Johannes, Dogmatik II: Der Weg Gottes mit den Menschen, fünfte, völlig neu überarbeitete Aufl., Göttingen 2012.
  • Kinnish, Kelly K./Strassberg, Donald S./Turner, Charles W., Geschlechtsspezifische Differenzen der Flexibilität der sexuellen Orientierung. Eine mehrdimensionale retrospektive Studie, in: Zeitschrift für Sexualforschung 17, 2004, S. 26–45.
  • Klaiber, Walter, Der Römerbrief. Reihe: Die Botschaft des Neuen Testaments, Neukirchen-Vluyn 2009.
  • Klessmann, Michael, Seelsorge. Begleitung, Begegnung, Lebensdeutung im Horizont des christlichen Glaubens. Ein Lehrbuch, vierte Aufl., Neukirchen-Vluyn 2012.
  • Mit Spannungen leben. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema Homosexualität und Kirche, EKD-Texte 57, 1996.
  • Loader, William, Philo, Josephus, and the Testaments on Sexuality: Attitudes towards Sexuality in the Writings of Philo. Josephus, and the Testaments of the Twelve Patriarchs, Attitudes towards Sexuality in Judaism and Christianity in the Hellenistic Greco-Roman Era, Grand Rapids, MI 2011.
  • Ders., The New Testament on Sexuality, Grand Rapids, MI 2012.
  • Pola, Thomas: „Und bei einem Manne sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt: Ein Greuel ist es.“ Der literarische und sozialgeschichtliche Zusammenhang von
    Lev 18,22 und 20,13, in: ThBeitr 46, 2015, S. 218–241.
  • Raedel, Christoph, Zwischen Schöpfung und Erlösung. Systematisch-theologische Reflexionen zur praktizierten Homosexualität, in: ThBeitr 46, 2015, S. 242–253.
  • Roloff, Jürgen, Die Kirche im Neuen Testament, Grundrisse zum Neuen Testament 10, Göttingen 1993.
  • Thielicke, Helmut, Theologische Ethik, Bd. 3: Entfaltung, 3. Teil: Ethik der Gesellschaft, des Rechtes, der Sexualität und der Kunst (1964), zweite Aufl., Tübingen 1968.
  • Weber, Otto, Grundlagen der Dogmatik, Bd. 2., achte Aufl., unveränderter Nachdruck der siebten Aufl. von 1987, Neukirchen-Vluyn 2013.
  • Werner, Roland, Homosexualität und die Vollmacht der christlichen Gemeinde, in: ThBeitr 25, 1994, S. 223–240.
  • Wilckens, Ulrich, Der Brief an die Römer, Bd. 1: Röm 1–5, EKK 6/1, Neukirchen-Vluyn 1978.
  • Wolter, Michael, Der Brief an die Römer, Teilbd. 1: Röm 1–8, EKK 6/1, Neukirchen-Vluyn 2014.
  • Zimmermann, Ruben, Körperlichkeit, Leiblichkeit, Sexualität, Mann und Frau, in: Friedrich W. Horn (Hg.), Paulus Handbuch, Tübingen 2013, S. 378–385.
    Ziemer, Jürgen, Seelsorgelehre. Eine Einführung für Studium und Praxis, dritte, durchgesehene und aktualisierte Aufl., Göttingen 2008.
Download wegweisende Empfehlung

Gesprächsprozess zum Umgang mit Homosexualität im Bund Freier evangelischer Gemeinden –
Vier Perspektiven als Gesprächsvorlage

Einführung zu inhaltlichen Anknüpfungspunkten und zum Aufbau der Gesprächsvorlage

Im Bund Freier evangelischer Gemeinden besteht ein Dissens in Bezug auf die theologisch-ethische Bewertung von Homosexualität und den Umgang mit Menschen, die ihre Homosexualität in Partnerschaften leben. Der Dissens betrifft biblische, hermeneutische, anthropologische, theologische, ethische und praktische Fragen. Auf dem Bundestag 2022 in Solingen wurde deutlich, dass wir einen gemeinsamen Weg zurücklegen möchten, um Leitlinien für diese konkrete Frage zu erarbeiten:

 „Wie können wir als Bund selbstständiger Ortsgemeinden in Einheit und Vielfalt mit Homosexualität umgehen?“

Um gemeinsam und gemeinsame Antworten zu finden und Leitlinien zu formulieren, werden in dieser Gesprächsvorlage vier Aspekte bedacht: 1. Wir befragen die Bibel. 2. Wir nehmen gesellschaftliche und humanwissenschaftliche Entwicklungen und Erkenntnisse wahr. 3. Wir befassen uns mit unserem Glaubensverständnis und 4. Wir befassen uns mit unserem Bundesverständnis.[1]

Diese vier Themenfelder, die für unsere Frage von Bedeutung sind, sollen helfen, strukturiert zu diskutieren und dienen als Ausgangspunkt einer gemeinsamen Meinungsbildung. Inhaltlich schließen sie an die wegweisenden Empfehlungen der Erweiterten Bundesleitung an [Gotteswort im Menschenwort (2018) | Mit Spannungen umgehen (2019) | Das Evangelium Gottes von Jesus Christus (2020)] und gehen von ihnen aus, zum Beispiel:

Die Orientierungshilfe der Erweiterten Bundesleitung „Mit Spannungen umgehen“ von 2019 beschreibt die lebenslange Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, die auf Verlässlichkeit, wechselseitige Anerkennung, Liebe und einen öffentlich-rechtlichen Akt gegründet ist, als biblisches und ethisches Leitbild für Geschlechtsgemeinschaft und Sexualität (vgl. Mit Spannungen umgehen, S. 12, These 15). In Verbindung mit diesem Leitbild der Ehe und Familie werden auch andere Lebensformen wie das Single-Sein und die Ein-Eltern-Familie wertgeschätzt, denen Gottes Segen gilt und die von der Gemeinde wahrzunehmen, zu würdigen und zu unterstützen sind.

Es wird außerdem festgehalten, dass homosexuelle Partnerschaften mit dem biblisch-theologischen Leitbild der heterosexuellen Ehe nicht vereinbar sind. Daher besteht für Menschen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte und Selbstwahrnehmung zu dem Ergebnis kommen, dass sie ihre homosexuelle Veranlagung und Prägung annehmen, „die Herausforderung darin, aufgrund des biblischen und ethischen Leitbildes auf die Praktizierung dieser Prägung zu verzichten und sexuell enthaltsam zu leben“ (S. 12, Nr. 18). Gleichzeitig wird aber unterschieden zwischen Menschen, die sich mit ihrer homosexuellen Veranlagung und Prägung identifizieren und anderen, die unter ihr leiden und auf Veränderung hoffen; zwischen Menschen, die ihre homosexuelle Veranlagung und Prägung im Verborgenen leben, und anderen, die sich bewusst „outen“; oder zwischen Menschen, die eine verbindliche homosexuelle Partnerschaft leben wollen, und anderen, die den häufigen Partnerinnen- und Partnerwechsel suchen.

„Mit Spannungen umgehen“ versteht sich als wegweisende Empfehlung für den Bund FeG und betont deswegen auch die Verantwortung der Ortsgemeinde (vgl. Vorwort, S. 2). Damit ist eine Spannung angedeutet, die in der Präambel des Bundes Freier evangelischer Gemeinden festgehalten wird: „Der Bund Freier evangelischer Gemeinden ist eine geistliche Lebens- und Dienstgemeinschaft selbstständiger Ortsgemeinden.“ (Präambel, 1)

[1] Die folgenden Ausführungen zu den vier beschriebenen Schritten bilden lediglich Eckpunkte zur zentralen Fragestellung und beanspruchen nicht, eine vollständige Bearbeitung der jeweiligen Thematik darzustellen. Daher wird weitgehend auf Fußnoten und ausführliche Literaturhinweise verzichtet. Es geht darum, anhand der Eckpunkte einen geordneten und sachbezogenen Gesprächsprozess zu ermöglichen.

Download Gesprächsvorlage
Download | Durchführung eines Gesprächsprozesses

Durchführung eines Gespräches in sieben Schritten

Gesprächsprozess

Fragestellung: „Wie können wir als Bund selbstständiger Ortsgemeinden in Einheit und Vielfalt mit Homosexualität umgehen?“

 

Durchführung eines Gespräches in sieben Schritten

 1. Einleitung

  • Warm-up
  • Wenn nötig: sich gegenseitig vorstellen.
  • Setting und Uhrzeiten klären.

2. Überblick über die heute anstehende Diskussion und das Textmaterial verschaffen:

Was machen wir heute? Schritt 1

  • Woher kommen wir? | Grundwerte
  • Notwendigkeit der Klärung erläutern.
  • Ziel: Leitlinien – was ist das eigentlich? Was ist davon zu erwarten?
  • Vision: Worum es insgesamt geht. | siehe Anschreiben, Einleitung, Punkt 1

Was machen wir heute? Schritt 2

  • Text der FeG-Bundesleitung diskutieren.
  • A) Anschreiben und Erläuterung
  • B) Die vier Anfahrtswege | Bibel, Humanwissenschaft, Glaube, Bundesverständnis
  • C) Die Leitlinien mit Alternativen zur Diskussion

Was machen wir heute? Schritt 3

  • Feedback geben:
    • gemeinsam
    • individuell

3. Gebet

4. Woher kommen wir? Worum geht es?

Bund FeG – Grundwerte:

  • Lebens- und Dienstgemeinschaft
  • Selbstständige Gemeinden
  • Bibel
  • Jesus Christus
  • Glaube
  • Gemeinde der Glaubenden
  • Das an Gottes Wort gebundene Gewissen des Einzelnen
  • Das Ringen um gemeinsame Erkenntnis
  • Die „Spielregeln für ein gutes Miteinander“
  • Einheit und Vielfalt

Notwendigkeit

  • Zur Notwendigkeit | siehe Anschreiben
  • Diskutieren der dort beschriebenen Fälle
  • Leuchtet es ein? Andere Gründe?
  • Das Thema ist da. Wir können nicht sagen, dass wir damit nichts zu tun haben.
  • Gibt es etwas zu klären? Was?

Ziel: Leitlinien

  • Siehe im Anschreiben unter „Was genau ist das Ziel“ und Wirkungen der Leitlinien
  • Was können sie leisten, was nicht?
  • Die Gemeinden geben sie sich selbst |als freiwillige Selbstverpflichtung
  • Ein weitgehender Konsens | daran sollte man sich orientieren
  • Sie prägen | sie verbinden
  • Sie beschreiben ein in der Bibel gegründetes positives Bild von dem, was Gott will.
  • Sie sind kein Gesetz und klären nicht alle von der Leitlinie abweichenden Fälle.
  • Sie helfen, in konkreten Fragestellungen biblisch begründete und gemeinsame Entscheidungen zu fällen.

Vision: worum geht es uns insgesamt?

  • Mehr lebendige Gemeinden – siehe „Einleitung“ die Vision
  • Das verbindet uns, unabhängig von der Position.

 

5. Gesprächsvorlage und Leitlinien diskutieren

A. Anschreiben und Erläuterung.

  • Manches aus dem Anschreiben wurde im Schritt 1 thematisiert. Deswegen wird man jetzt recht schnell zu der Gesprächsvorlage kommen können. Aber vielleicht ist noch etwas offen/unverständlich. Dann ist jetzt die Gelegenheit dazu.

B. Die vier Anfahrtswege | GesprächsVorlage

  • Bibel
  • Humanwissenschaften
  • Glaubensverständnis | Evangelium und Heiligung
  • Bundesverständnis

Klären, wo die Gruppe Schwerpunkte legen will. Möglichkeiten:

  • Nur offene Fragen diskutieren
  • Wo liegen die Hauptargumente, die von Bedeutung sind? | Diskutieren und klären
  • Nur eins der vier Schwerpunktthemen diskutieren.
  • Einen Überblick verschaffen ohne Tiefenbohrung.
  • Sonstiges

Diskussion

Ggf. für Vertiefungen weitere Termine abmachen.

Abschlussrunde und Zielpunkt:

  • Wo liegen die besten Erkenntnisse?
  • Wo liegen offene Fragen? Wie bedeutsam sind sie?

 

C. Leitlinien mit Alternativen zur Diskussion

  • Könnten die Leitlinien helfen, das Ziel des Gesprächsprozesses zu erreichen?
  • Wäre es denkbar, sie als Konsens zu definieren?
  • Welche Alternativen (schon angebotene oder andere?) wären als Konsens besser geeignet?
  • Wo gibt es unüberwindbare Hürden, wo nur kleinere?

6. Rückmeldungen geben | planen

  • Entscheiden, was man nun gemeinsam rückmelden will und kann.
  • Wenn man einen Gruppenprozess macht, vorher klären, ob mit 50 % oder 2/3 Mehrheit! Bitte in der Rückmeldung vermerken.
  • Die Gesprächsvorlage dient zum sachlichen Austausch. Auch dazu können Rückmeldungen gegeben werden.
  • Entscheidend sind jedoch die Leitlinien, denn sie sollen ja einen möglichen Konsens beschreiben.

 

  • Frage: Gibt es etwas, das wir gemeinsam zurückmelden können/wollen?
    • Unterstützendes
    • Widersprechendes
    • Ergänzendes

 

  • Wichtiger Hinweis: Man kann auch individuell zurückmelden.

 

7. Abschluss: Wie geht es weiter?

  • Wie war das Treffen für Euch?
  • Soll es weitere Treffen geben?
  • Den Plan bis zum Bundestag noch mal nennen.
  • Feedbackmöglichkeiten noch mal benennen.
  • Hinweis auf Homepage mit Service, Literatur, Rückmeldungen online | https://gespraech.feg.de

 

  • Gebet. Segen. Füreinander. Für den Prozess. Für die Bundesleitung. Für einen Prozess zur Ehre Gottes und Heil für Menschen.
Download Gesprächsvorlage
Download | Durchführung eines Gesprächsprozesses